Fiesta

In der Zeit vom 6. bis 14. Juli feiert man in Pamplona die alljährlichen Sanfermines – Prozessionen, die zu Ehren des Hl. Fermín, dem Schutzpatron von Pamplona begangen werden.

Einer der Höhepunkte dieser Fiesta sind die Encierros – die Stierläufe. Über Sinn und Unsinn, Tradition oder nicht mögen sich bitte andere streiten.

Aufällig jedoch ist, das es keine Nachrichtenredaktion der westlichen Welt versäumt hat, Hemingways wunderbaren Roman »Fiesta« unerwähnt zu lassen, wenn über die Encierros berichtet wurde.

Hätten sie dieses wunderbare Werk über Liebe, Versagen, menschliche Schwäche, Heldentum im weitesten Sinne, doch einfach mal gelesen. Dann wüßten sie nämlich, dass die bloße Erwähnung dieses Romans im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung einem echten Mißbrauch literarischer Schaffenskraft gleich käme.

Richtig ist, das Hemingway die Fiesta seinem Roman zu Grunde gelegt hat. Das ist aber auch schon alles. 
In Wahrheit ist es eine unglaublich traurige Geschichte darüber, was passiert, wenn Menschen an ihrem Schicksal zerbrechen und daran zu Grunde gehen.

Sein Held ist ein verzweifelter Mann, mit Namen Jake Barnes, der im ersten Weltkrieg schwerste Verletzungen erlitten hat, die Impotenz zur Folge hatten. Seine Verzweiflung und Trauer darüber ertränkt er in Alkohl und wird von seinem Autor auf eine Reise nach Italien, Südfrankreich und Spanien geschickt.

Was Jake Barnes definitiv nicht ist, ist ein verwöhnter Sohn neureicher Eltern, der den ultativen Kick im Bangeespringen-am-angesägten-Seil nicht mehr findet, und sich dafür von Stieren durch die Enge der Calle Santo Domingo jagen lässt, in der Hoffnung die Calle Estafeta unverletzt zu erreichen. 
Er hat auch nicht die Gier auf den finalen, alles in den Schatten stellenden Adrenalinschub, 
die ihn treibt, ebensowenig wie das via Twitter in die Welt geschickte Foto in Siegerpose, das Mammi, Pappi und den besten Kumpels geschickt wird, um sich heroisch feiern zu lassen.

Die Gastronomen und Hoteliers rund um Pamplona danken es dieser Zielgruppe, Kassen und Konten sind am Ende der Woche sehr gut gefüllt. 

Aber mit Jake Barnes hat das nichts zu tun.

Ich gehe jetzt fischen.

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