Ich kann mich noch gut genug entsinnen, wie es war, als ich dir das erste Mal zugehört habe, dass du mit dem Mann im Spiegel sprichst.
Ihn darum bittest, seine Ansichten über die Welt und sich selber zu änder und zu einem besseren Menschen zu werden.
Die Welt zu einem bessern Ort für dich und alle Menschen zu machen. Dein gebrochenes Herz zu kitten, Narben zu glätten und geplatze Träume wahr werden zu lassen.
Du hast ihn aufgefordert, sein Herz und seinen Verstand zu öffnen, sich zu ändern – hier und jetzt.
Ich kann mich noch gut entsinnen, wie es war, als ich dem Rythmus, der mich sofort eingefangen hat, gelauscht habe. Etwas abgehackt, durch deine mittlerweile weltberühmten und oft kopierten »Kickslaute«, die mich, das gebe ich zu, sehr amüsiert haben, unterbrochen.
Heute morgen haben ich und die Welt erfahren, dass der Mann, der mit dem Mann im Spiegel spricht, uns nichts mehr zu sagen hat.
Michael Jackson ist tod.
Was bleibt ist wohl die Erinnerung an eine der tragischsten Gestalten, der Popmusik, die posthum noch mehr Tragik erfahren wird und selbst im Tod nicht die Ruhe finden wird, nach der er sich Zeit seines Lebens offenkundig so gesehnt hat.
Offene Geheimnisse, die immer solche bleiben werden, werden ans Licht gezerrt, schmutzige Details noch schmutziger präsentiert.
Was wirklich übrig bleibt ist die Musik von dem Mann, der mit dem Mann im Spiegel spricht.
Wohl das beste, kreativse und wegweisendste, was die Popmusik hervorgebracht hat, bevor er in das Tal der jammervollen, vor Selbstmitleid triefenden Klageballaden im Stile von »Heal the World« abgerutsch ist. Und bevor er wie ein schlechter Witz nur noch in den Zeitungen erwähnung fand, seine Existenz sich lediglich in peinlichen und skurielen Geschichten nachweisen ließ und für das Musikgeschäft lediglich die Fußnote mit dem am meisten verkauftesten Album war.
Ich werde heute abend in meinem CD-Regal kramen, und dem Mann im Spiegel eine Weile zuhören.